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08.02.2021
08.02.2021 16:33 Uhr

Zurich International School will der Volksschule Kinder abjagen

Bild: zvg
Bis jetzt war die Zurich International School eine rein internationale Schule. Neu möchte sie auch hiesige Kinder unterrichten, in Englisch und in Deutsch.

ZIS goes local – so könnte man den vergangene Woche kommunizierten Strategiewechsel der Zurich International School (ZIS) zusammenfassen. Bis jetzt war das Angebot der Schule mit Standorten in Adliswil, Kilchberg und Wädenswil ausschliesslich an eine internationale Kundschaft gerichtet: Expats, also meist hochqualifizierte Arbeitsnomaden, die mit ihren Familien aus beruflichen Gründen vorübergehend in die Schweiz ziehen.

Nun geht die grösste englischsprachige Schule der Deutschschweiz – sie zählt 1'200 Schüler – neue Wege. Die Schule will neben internationalen Kindern auch Hiesige unterrichten. Wie die ZIS in einer Mitteilung schreibt, plant sie einen zweisprachigen Lehrgang, in Englisch und Deutsch, «für Familien, die in der Schweiz beheimatet sind». Das entsprechende Gesuch sei bei der Bildungsdirektion des Kantons Zürichs eingereicht. Die Schule möchte im August am Standort Wädenswil mit einer ersten zweisprachigen Klasse starten.

Michaela Seeger, Kommunikationsverantwortliche der ZIS, sagt auf Anfrage, dass die ZIS wie alle Schulen, die auf Expats konzentriert seien, auch einen Rückgang der Schülerzahlen spüre. Haben doch viele Firmen in den letzten Jahren ihre Vergütungsregeln geändert und bezahlen weniger oder gar nichts mehr ans Schulgeld für den Nachwuchs. Sinkende Schülerzahlen seien jedoch nicht der Hauptgrund, warum die ZIS sich auch lokalen Familien öffnen wolle.

Vielmehr gebe es eine zunehmende Nachfrage nach zweisprachiger Ausbildung in der Schweiz: «Wir haben vor 18 Monaten angefangen, unsere strategische Ausrichtung zu überdenken», sagt Michaela Seeger. «Aus vielen Gesprächen mit Eltern und Ehemaligen haben wir herausgehört, wie wichtig es ist, in der lokalen Gemeinschaft integriert zu sein.» Sprich: Zahlreiche Expats haben festgestellt, dass ihre Kinder in der Deutschschweiz ohne Deutschkenntnisse nur eingeschränkte Zukunftsperspektiven haben.

Darum möchte die ZIS Deutsch vermehrt auch als Unterrichtssprache anbieten. In der doppelten Idee, Kindern von Expats den Wechsel an die öffentliche Schule zu erleichtern und selbst auch hiesige Kinder aufnehmen zu können.

Bewilligung noch ausstehend

Seeger betont, der zweisprachige Lehrgang erfülle vollumfänglich die Anforderungen des Lehrplans 21. Durch dessen Einführung seien sich die öffentliche Schule und die ZIS näher gekommen. Beiden liege der gleiche pädagogische Ansatz zugrunde, nämlich Kompetenzförderung durch selbstgesteuertes Lernen.

Myriam Ziegler, Leiterin des Zürcher Volksschulamtes, sagt auf Anfrage, das Volksschulamt sei bezüglich des neuen Curriculums in Kontakt mit der ZIS. Zur Frage, wie die Erfolgsaussichten der ZIS aussehen, sagt sie nur: «Die grösste Herausforderung wird sein, adäquat ausgebildete deutschsprachige Lehrpersonen zu finden, vor allem auf Kindergartenstufe.»

Sibylle Saxer