Unweit des Itlimoosweihers liegt seit vier Generationen der wunderbar in die Landschaft eingebettete Hof der Familie Rossi-Ulrich. Hasen, Hühner, Wachteln, Esel und Pferde sind auf dem Hofgelände anzutreffen. Doch trotz all der Tiere ist die wahre Leidenschaft von Tamara Rossi der intensive biologische Gemüseanbau. Gemeinsam mit Mann Marco und der fünfjährigen Tochter Enie versucht sich die gelernte Landschaftsbauzeichnerin in dieser Sparte mittels Selbsternte-Pass und Gemüsetasche ein neues Standbein aufzubauen. «Es ist mir wichtig, dass die Leute wieder erkennen, was es alles braucht, um gesunde Lebensmittel zu produzieren», so die 37-Jährige. Ihr Wunsch wäre es, dass viele Kunden wieder direkt beim Produzenten einkaufen würden und es anstelle der grossen Gemüsebauern wieder viele «Mikrofarmen» gebe.
Solidarität steigern
Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Tamara Rossi in diesem Frühling gleich selbst gewagt. Sie hat auf einer Fläche von rund 800 m2 Gemüsebeete vorbereitet, ein Gewächshaus erstellt und ein Bewässerungssystem installiert. Nun wachsen hier von A wie Auberginen über B wie Bohnen oder C wie Cherry-Tomaten bis hin zu Z wie Zucchetti allerlei Gemüsearten – und Salate.
Ihre Anbauweise aber ist besonders. «Ich habe alles sehr dicht beieinander gesetzt, damit es weniger Unkraut gibt», erklärt Rossi. «Zudem verzichte ich auf das Umgraben und belüfte den Boden mit einer speziellen Grabgabel, was das Bodenleben schont und zu einem gesünderen Boden beiträgt.» Sie weiss, dass diese Anbauweise funktioniert, hat sie sie doch über Jahre im eigenen Privatgarten ausprobiert und verfeinert. Trotzdem bleibt der Ernteerfolg auch bei ihr wetterabhängig. Nur trägt sie das Risiko nicht alleine. «Meine Kunden zahlen einen jährlichen Betrag im Voraus und finanzieren somit den Anbau auf dem Feld, die Infrastruktur und das Land für den Anbau sowie den Lohn für den Gemüsebauern», erklärt Rossi. Der Einzelpreis auf das Gemüse entfällt.
Auf diese Art tragen die Kunden die Ernteschwankungen zum Beispiel bei Verlust durch Hagelschlag solidarisch mit dem Bauern mit. Dafür haben sie auch die Möglichkeit, sich im Garten miteinzubringen und wenn möglich die Produktauswahl mitzugestalten. «Unsere Tochter liebt es, im Garten mitzuhelfen und das frisch geerntete Gemüse zu essen. Aber auch die Momente, wenn sie erkennt, dass Schnecken den Salat im Garten essen, sind unbezahlbar», schildert die Mutter. «Solche Erlebnisse wünsche ich auch meinen Kunden.»
Verschenken statt Wegwerfen
Bereits in Wilen, Altendorf, Hirzel oder Wädenswil gibt es ähnliche Projekte. «Ich musste das Rad nicht neu erfinden», gesteht sie. Trotzdem glaubt sie, dass die Nachfrage ausreicht, um es zu versuchen. Gerade die Coronakrise habe gezeigt, dass eine zunehmende Globalisierung und Abhängigkeit vom Ausland auch in puncto Lebensmittel nicht zielführend sei. «Ich bin froh, geht der Trend in Richtung Regionalität.» Und wer weiss, vielleicht muss Tamara Rossi ihre Anbaufläche schon in wenigen Jahren vergrössern. Zu wünschen wäre es ihr jedenfalls.