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Wollerau
26.04.2021

Dreimal Frostschäden an Kirschen innert fünf Jahren

Franz Ruhstaller zeigt die erfrorenen Kirschblüten: «Es gibt Bäume, da wird es kaum eine Kirsche geben.»
Franz Ruhstaller zeigt die erfrorenen Kirschblüten: «Es gibt Bäume, da wird es kaum eine Kirsche geben.» Bild: Urs Attinger
In der Obstanlage von Franz Ruhstaller in Wollerau sind dieses Jahr fast alle Kirschblüten erfroren. Zum Glück hat er weitere Betriebszweige wie Milchkühe und Kälbermast.

Ein kräftiger Mann in den Fünfzigern führt durch seine Obstanlage. Hier an der Riedstrasse in Wollerau stehen circa 1500 Niederstammobstbäume: Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen und Mirabellen wachsen hier heran zu genussreifen Früchten. Dieses Jahr ist es jedoch fraglich, ob es überhaupt Kirschen gibt, denn der harte Frost von Ostermontag auf Dienstag und dann nochmals von jenem Dienstag auf Mittwoch haben fast alle Blüten zerstört.

«Die Sorte Merchant hat es am Stärksten getroffen. Sie blühen früh und waren schon Anfang April offen», sagt Franz Ruhstaller. Die Blüten sind durchwegs braun. Aber auch wo man noch weisse Blüten sieht, ist nicht unbedingt alles in Ordnung. Ruhstaller zeigt mit einem Kugelschreiber den Stempel in der Mitte einer Blüte. Der sollte grün sein, ist aber schwarz verfärbt oder fehlt ganz. «Wenn der Stempel fehlt, gibt es keine Kirschen», erklärt der Landwirt.

«Frostschutz» nicht realisierbar

In der Mulde in der Mitte der Obstanlage ist es am Schlimmsten. Ruhstaller hatte noch Blachen gespannt, um seine Kirschbäume zu schützen, aber es habe eine für die Jahreszeit extrem kalte Bise geweht. Genau kann er den Ernteausfall noch nicht beziffern, aber er schätzt ihn auf 20'000 bis 30'000 Franken. Dies ist für einen Familienbetrieb, wie den der Ruhstallers, beträchtlich.

Er gibt jedoch zu bedenken, dass auch Massnahmen zur Frostbekämpfung teuer seien. Beispielsweise lohne es sich meist nicht, Frostkerzen aufzustellen. Dann nämlich, wenn es in mehreren Nächten gefährlichen Frost gibt. Eine Kerze koste etwa 20 Franken. In seiner Obstanlage müsste er, um in der Nähe aller Bäume die Luft zu wärmen, etwa 400 Kerzen aufstellen. Das gäbe Kosten von rund 8'000 Franken pro Nacht, die Arbeit nicht gerechnet. Brisant: Die Frostkerzen können die Temperatur nur um etwa ein Grad anheben, nützen also nur etwas, wenn der Frost an der Grenze des Schädlichen ist. Gibt es harten Frost, können auch die Frostkerzen nicht viel ausrichten. Ausserdem sei es ökologisch nicht ganz unbedenklich.

In einem Kurs des Obstbauvereins Kanton Schwyz, dem Ruhstaller angehört, wurde die Frostbekämpfung thematisiert. Tatsächlich beobachtet man in den letzten Jahren eine Häufung von Aprilfrost, der besonders für die Obstbäume, die früh blühen gefährlich ist. «In den letzten fünf Jahren war es viermal kritisch und in drei Jahren hat es Schäden gegeben», berichtet Ruhstaller.

Auch Viehzucht als Betriebszweig

Da ist es gut, auch andere Standbeine zu haben. «Wir haben auf dem Hof auch Milchkühe, Aufzuchtrinder, Mastkälber und etwa 100 Hühner. Der Ertrag dieser Betriebszweige ist weniger wetterabhängig als das Obst.»

Franz Ruhstaller ist mit einem seiner zwei Söhne, Patrick Ruhstaller, eine Generationengemeinschaft eingegangen. Gemeinsam mit ihm und seiner Frau Monika Ruhstaller bewirtschaftet er den Hof in Integrierter Produktion (IP).

Urs Attinger, Redaktion March24 & Höfe 24