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Wollerau
08.03.2021
06.05.2022 15:35 Uhr

Ist der Ehevorbereitungskurs out?

Wie bleibt man auch nach der Hochzeit ein Liebespaar?
Wie bleibt man auch nach der Hochzeit ein Liebespaar? Bild: unsplash
Ehevorbereitungskurs – ist dies nicht ein Relikt aus alter Zeit? Überhaupt nicht, sagt Martin Schnyder. Zusammen mit anderen Paaren lädt er im Namen des Dekanats Ausserschwyz dazu ein, «die Liebe zu feiern».

Sind Ehevorbereitungskurse nicht altbacken in einer Zeit, wo die meisten Paare lange vor der Ehe zusammenleben und oft schon Kinder haben?

Nein, ich denke, jedes Paar kann diese Vorbereitung zu etwas Besonderem machen. Sie können sich einen ganzen Tag mit ihrer Liebesgeschichte und ihrer Beziehung auseinandersetzen und gleichzeitig von der Erfahrung anderer Paare lernen, die sich ebenfalls auf die Hochzeit vorbereiten. Sich als Paar Zeit für die eigene Beziehung zu nehmen, ist nie altbacken, sondern bleibt wohl immer aktuell, solange Liebe in Paarbeziehungen gelebt wird. Zugleich können sie die Zeit nutzen, um konkrete Ideen für einen persönlich gestalteten Traugottesdienst entwickeln und mitnehmen.

Was macht Sie als Organisatoren zu Experten in dieser Sache?

Wir sind keine Experten, sondern Menschen auf einem gemeinsamen Weg. Wir sind langjährigverheiratete Paare, also zwischen 20 und 25 Jahre. Wir arbeiten nicht in kirchlichen Strukturen, aber sehen den Wert einer kirchlichen Trauung. Auch wir haben unsere Themen, Probleme oder Schwierigkeiten zu bearbeiten. Wir berichten da recht offen, um auch den anderen Paaren Offenheit zu ermöglichen. Für das Dekanat Ausserschwyz wäre es das Ziel, Paare zu finden, die sich künftig da selbst engagieren möchten und andere Paare zu einem Ehevorbereitungskurs einladen.

«Paare feiern ihre Liebe, das ist die Kernbotschaft.»
Martin Schnyder, Mitleitend am Ehevorbereitungskurs des Seelsorgerraums Berg

Was wird jungen Paaren vermittelt?

Paare feiern an der Hochzeit ihre Liebe, das ist die Kernbotschaft. Liebe zu leben ist eine Errungenschaft, die nicht zu allen Zeiten bestimmend für die Ehe war. Doch jetzt ist sie es und im Kurs geht es einen Tag lang «um Euch und um Eure Liebe». Das kommt jeweils enorm gut an. Und die Liebe zu leben und zu feiern ist eine zutiefst christliche Haltung.

Wie wichtig ist dabei die katholische Glaubenslehre?

Sie spielt natürlich eine Rolle, wir nehmen bewusst die Aussagen der Kirche im Ehedokument auf. Die Liebe wurde in früheren Jahren, wenn überhaupt, oft über die reine Pflichterfüllung und Gehorsam definiert. Doch das ist längst nicht mehr so. Wir reden beispielsweise auch über die Treue, ein elementares Bedürfnis jeden Paares – auch wenn sich viele damit schwertun. Oder was bedeutet das kirchliche Scheidungsverbot? Dabei ist es uns ein wichtiges Anliegen, nicht Verbote zu betonen, sondern die christlichen und zwischenmenschlichen Werte aufzuzeigen. Betrachtet man die Treue als Wert, wird die Kostbarkeit bewusst.

Hat sich die Kirche denn tatsächlich gewandelt und lässt alte Moralvorschläge und die Rollenverteilung von Mann und Frau weg?

Ich kann nur von unserem Ehevorbereitungskurs reden – da kann ich diese Frage mit Ja beantworten. Wir gehen sehr bewusst von der Gleichstellung der Partner in allen Lebensbelangen aus. In der gleichberechtigten Partnerschaft werden gemeinsam die anfallenden Arbeiten bewältigt. Damit folgen wir einer Ehetheologie, die von der Liebe ausgeht und nicht von Rollenbildern und Hierarchien. Kirchliche Strukturen sollen hilfreich, aber nicht einschränkend sein. Die Hochzeit soll der Anfang einer viel längeren Liebesgeschichte sein.

Vollständiges Interview in den Printzeitungen «March-Anzeiger» und «Höfner Volksblatt» zu lesen.

Johanna Mächler, Redaktion March24 und Höfe24