Der Rahmen war speziell: In der Jurte auf dem Hof von Jakob Bürgi in Schindellegi luden der Gastgeber selbst, der Landschaftsarchitekt Geni Widrig, Paul Ebnöther und Albert Keller vom Vernetzungsprojekt Höfe sowie der Moster Theo Mächler zu einer Medienorientierung ein – nach Corona-Vorschriften mit Abstand und Masken.
Im Zentrum stand ein etwa faustgrosser Vogel: der Gartenbaumläufer. Noch rund zehn Brutpaare leben laut Geni Widrig in den Höfen. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum wohl kaum jemand einen Gartenbaumläufer gesichtet hat. Das Federkleid des kleinen Vogels ist perfekt an die Baumrinde angepasst. Mit seinem spitzen Schnabel sucht er unter der Rinde von Laubbäumen nach Spinnen, Insekten und Larven. «Er klettert mehr, als dass er fliegt», sagt Geni Widrig.
Ihr Nest bauen Gartenbaumläufer hinter losen Rinden. Nur sind alte Bäume rar geworden. «Mit einem Patensystem wollen wir Nistmöglichkeiten für Gartenbaumläufer schaffen», sagt Geni Widrig. Durch eine Paten-schaft wird an einem Baum eine Nisthilfe aufgehängt, die mit dem Namen der Patin/des Paten versehen ist.
Wer eine Patenschaft zeichnen will, findet das entsprechende Anmeldeformular unter www.hoefe.ch/projekte/vernetzungsprojekt-hoefe.
Attraktivstes Projekt
Dass das Vernetzungsprojekt Höfe – bereits in der dritten Periode – erfolgreich unterwegs ist, zeigt Geni Widrig anhand des Zwischenberichts, der kürzlich dem Kanton Schwyz abgeliefert wurde. So wurden die Ziele
grossmehrheitlich erreicht oder gar übertroffen. Verbesserungspotenzial gebe es bei den extensiv genutzten Weiden und bei den Hochstamm-Feldobstbäumen. Für Geni Widrig, der in der Schweiz circa 50 Vernetzungsprojekte betreut, ist klar: «Das Vernetzungsprojekt Höfe ist schweizweit das attraktivste Projekt.»
Das Höfnerland war ein Hochstamm-Land – das ist auf alten Schwarz-weiss-Fotografien noch zu sehen. Dank des Vernetzungsprojekts werden nun wieder Hochstämmer gepflanzt.
Er spricht den Most an, der nun im dritten Jahr angeboten wird. Die Äpfel – es ist reiner Apfelmost – kommen alle aus den Höfen. Gemostet werden sie von Theo Mächler und drei anderen Höfner Mostern. Angeboten wird der Apfelsaft in Bag-in-Boxes von drei, fünf oder zehn Litern. Um die Box stilgerecht zu lagern, ist neu ein Halter aus Holz erhältlich – hergestellt in den Höfen. «Als praktisch denkender Trupp haben wir uns gefragt, was Konsumenten brauchen», so Geni Widrig. So hat das Team eine Abfüllmaschine organisiert, und seither steht auch eine 50-cl-Flasche im Angebot. «Mehr regional geht gar nicht mehr», sagt Geni Widrig.
Selbstverständlich naturbelassen
Dass im Höfner Most nicht nur viel Herzblut, sondern auch viel Geduld steckt, zeigt die Tatsache, dass zehn Jahre vergehen, bis ein gepflanzter Hochstamm «ein Chrättli Früchte» trägt, wie es Geni Widrig formuliert. «Im Thurgau werden die Niederstämme maschinell geerntet», sagt Paul Ebnöther. Und für Jakob Bürgi ist klar: «Die Früchte müssen frisch und reif sein.» Da versteht sich von selbst, dass der Höfner Süssmost naturbelassen ist und nicht aus Konzentrat hergestellt wird.