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Musik, Kunst und Kultur
24.03.2022
06.05.2022 15:38 Uhr

«Sie fühlen sich weder als Schweizer noch als Fremde»

Haben das Buch «Zweiheimisch» realisiert: (v. l.) Verlegerin Rachele De Caro sowie das Autorenduo Rahel Lüönd und Daniel Schriber.
Haben das Buch «Zweiheimisch» realisiert: (v. l.) Verlegerin Rachele De Caro sowie das Autorenduo Rahel Lüönd und Daniel Schriber. Bild: Peter Arbenz
Das Frauennetz Kanton Schwyz und das Kompetenzzentrum für Integration Komin luden in Bäch zur Lesung aus dem Buch «Zweiheimisch».

Wie wird man eigentlich einheimisch? Der Autor dieses Beitrages, aufgewachsen im zürcherischen Oberrieden, stellt sich diese Frage auch noch nach 30 Jahren Wohnsitz in der March. Anlass dazu gab die Präsentation des neuen Buches «Zweiheimisch» im Vereins- und Kulturhaus Bahnhof Bäch.

Die Kreativität des jungen Autoren und Verlegerinnenteams, welches für dieses kürzlich erschienene Sachbuch verantwortlich zeichnet, kommt bereits im Titel zum Ausdruck: «Zweiheimisch », was soll das denn bloss bedeuten? Der Duden kennt ähnliche Begriffe, zum Beispiel Zweitwohnsitz, Zweitwohnung oder Doppelbürgerin, «zweiheimisch» hingegen ist zweifellos eine Neuerfindung.

Waschechte «Zweiheimische»

Und sie trifft den Nagel auf den Kopf: Die zwölf Migrantinnen und Secondos, welche in diesem vom Einsiedler Startup-Verlag De Caro schön gestalteten Band porträtiert werden, fühlen sich weder als waschechte Schweizer Einheimische noch als Fremde. Sie fühlen sich bei uns meist heimisch, ohne einheimisch zu sein, und doch gibt es für sie noch eine zweite Heimat, da wo sie oder ihre Eltern ursprünglich herkommen und ein Teil ihrer Seele geblieben ist.

Immigranten über ihre Erfahrungen befragt

Motiviert durch eigene Beobachtungen und Erlebnisse von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in der Schweiz, haben die beiden Innerschweizer Schreibprofis Rahel Lüönd und Daniel Schriber über einen längeren Zeitraum Immigranten über ihre Erfahrungen befragt und schliesslich zwölf beispielhafte Menschen porträtiert, welche die wichtigsten Einwanderergruppen der letzten circa 50 Jahre repräsentieren sollen. Sie tun dies, ohne voreingenommen oder gar tendenziös zu sein, sondern verpflichten sich einer optimistischen und ganz und gar humanen Sicht. Dass eine erst 33-jährige fünffache Mutter aus Eritrea andere Hürden zu überwinden hat als eine mit einem Architekten verheiratete Ärztin aus der ehemaligen DDR, selbst wenn sich Letztere in einem kleinen Schwyzer Bergdorf niederlässt, liegt auf der Hand. Wobei die Angewöhnung an Schweizer Sauberkeit, Pünktlichkeit unabhängig vom Wohnort Probleme bereiten kann.

Zwei Organisationen mit ähnlichen Zielen

Zur gut besuchten Lesung eingeladen haben zwei Organisationen, welche nicht tagtäglich zusammenarbeiten, jedoch beide betonen, «gemeinsam solidarisch stark» zu sein: das Frauennetz Kanton Schwyz und Komin, das Kompetenzzentrum für Integration. Dies spürte man in der anschliessenden Diskussionsrunde, wo es im Unterschied zu manchen literarischen Lesungen zahlreiche starke Wortbeiträge und gehaltvolle Fragen von selbstbewussten Frauen gab.

Übrigens, die eingangs gestellte persönliche Frage kann ich noch immer nicht beantworten. Ein paar Generationen und einen Namenswechsel wird es wohl brauchen…

Peter Arbenz, Freier Mitarbeiter March24 & Höfe24