Eigentlich gab es Vorzeichen genug: Der Künstler Naegeli, auch bekannt als der «Sprayer von Zürich», kam am vergangenen Donnerstag verspätet zur Besichtigung seiner Ausstellung in der Kirche St. Martin auf der Insel Ufnau und verweilte nur kurz, zudem hatte er eine rote Stofftasche dabei, die offensichtlich mehr beinhaltete als eine warme Jacke. Zudem soll er im vergangenen Januar ein Auge auf das Beinhaus bei der Kirche als möglichen Malgrund geworfen haben – Das Kloster Einsiedeln sei allerdings nicht angetan von der Idee gewesen. Dennoch hatte Naegeli niemand daran gehindert, beim Medienrundgang anlässlich der diesjährigen art ufnau buchstäblich seine Spuren zu hinterlassen. Seitdem prangen zwei typische Naegeli-Strichmännchen an der Mauer des Beinhauses – tanzend und mahnend, dass das Leben endlich ist (wir berichteten).
Diskussion erwünscht
Marc Dosch, der Verwalter des Klosters Einsiedeln, sagte auf Nachfrage, es gehe jetzt nicht darum, zu entscheiden, ob die Zeichnung am Montag oder Dienstag wieder weggemacht werden. «Wir wollen die Symbolik der Strichfiguren nutzen, denn es wird garantiert zu Diskussionen kommen». Dazu sei die Kunst ja auch da, um weiterzudenken, zu vertiefen und zu kontrastieren. Es sei ihm sofort klar gewesen, dass die Zeichnungen polarisieren würden und dass es auch zu einem Aufschrei kommen könnte. Ein Blick in die Kommentarspalten gibt ihm Recht. Fredy Kümin, Präsident des Vereins «Freunde der Insel Ufnau» möchte die Aktion nicht kommentieren. Er hatte zwar Kenntnis von der geplanten Ausstellung des Bilderzyklus «Dämonie aus dem Unbewussten» von Harald Naegeli, war aber in die Vorbereitung nicht involviert und hatte von den Sprayzeichnungen aus den Medien erfahren.
Wand ist nicht versiegelt
Ob die Aktion für Harald Naegeli strafrechtliche Folgen haben wird oder ob die Sprayzeichnungen entfernt werden müssen, war bis Redaktionsschluss bei der Schwyzer Denkmalpflege nicht in Erfahrung zu bringen. Die Wand des Beinhauses ist jedenfalls nicht gegen Graffiti versiegelt, das heisst, die Oberfläche lässt sich nicht so einfach reinigen. Welche Farbe Naegeli für seine Aktion verwendet hat, ist zudem nicht bekannt.
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